Geschichte
Geografisch liegt das Traditionshaus auf Muttenzer Boden. Jahrelang wurde aber von Birsfelden aus die Post ans «Waldhaus» geliefert, weshalb die Postadresse bis heute in Birsfelden liegt. Entsprechend erheben sowohl Muttenz wie auch Birsfelden insgeheim einen augenzwinkernden Anspruch auf das Waldhaus – das ist auch der Grund, warum es in „Waldhaus beider Basel“ umbenannt wurde. Die Gaststätte soll nämlich allen gehören, den Muttenzer*innen, Birsfelder*innen, Städter*innen und allen andern auch ein bisschen.
„Keine gebrannten Wasser über die Gasse und nur Qualitätsspirituosen in der Wirtschaft selbst.“ Das waren die Bedingungen für die Bewilligung des «Waldhaus» im Hardwald. 1897 berät der Baselbieter Regierungsrat über eine Bewilligung für den Bau der Wirtschaft und entscheidet zu Gunsten der geplanten Gaststätte.
1905 wird die Wirtschaft für insgesamt 139 000 Franken gebaut und 1911 von der Bürgergemeinde Basel für 125 000 Franken übernommen. Bis heute ist das Waldhaus beider Basel im Besitz der Bürgergemeinde der Stadt Basel.
1933 sind erstmals Sanierungsarbeiten nötig. So trifft sich der Bürgerrat, um über sinnvolle Beträge für Schwachpunkte des Gebäudes zu debattieren. Dem «Ratschlag betreffend Bewilligung eines Kredites für Umbauten und Reparaturen im ‹Waldhaus›» vom 17. Oktober 1933 ist zu entnehmen: «Das im Charakter eines Forsthauses erstellte, nachträglich durch verschiedene Anbauten erweiterte Gebäude verursacht ständig Reparaturen, bedingt zum Teil durch seine Bauart, zum Teil allerdings auch durch seine Lage mitten im Walde.»
Folglich bewilligt die Bürgergemeinde Sanierungsgelder über 130 000 Franken für den Ausbau des Saals, für eine Zentralheizung, eine Kühlanlage und diverse weitere Sanierungen. Sieben Jahre später spürt man die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auch in der Schweiz. Betriebe müssen vorübergehend schliessen. Wirtschaft und Gesellschaft sind stark vom Krieg betroffen. So entschliesst sich auch der Bürgerrat dazu, das «Waldhaus» vom Herbst 1940 bis Pfingsten 1941 zu schliessen.
Mit der Wiedereröffnung folgt auch bald der erste Pächterwechsel, denn per Juni 1941 übernimmt Fritz Freyvogel-Stohler den Pachtvertrag. Insgesamt hatte das «Waldhaus» seit seiner Entstehung sieben Pächterfamilien. Die Wyniger-Gruppe ist die achte.
Ein bleibendes Ereignis in der Geschichte des «Waldhaus» ist 28 Jahre nach der damaligen Wiedereröffnung zu verzeichnen. Im zum Grundstück gehörigen Nebengebäude, welches zu unterschiedlichen Zwecken genutzt wurde, bricht ein Brand aus. Am 7. November 1969 müssen die Feuerwehren von Muttenz und Birsfelden ausrücken, um das Feuer zu löschen. Eine damalige Schätzung ergibt einen Gebäudeschaden von über 150 000 Franken. Der Wiederaufbau kostet 174 00 Franken. Sechs Jahre später erstellt der Bürgerrat eine Studie betreffend Neugestaltung des «Waldhaus» und errechnet einen Kapitalbedarf von 6,5 Millionen Franken.
Auf die Neugestaltung wird aber verzichtet, allerdings werden wiederum verschiedene Sanierungsarbeiten vorgenommen. 1976 scheint es allgemein nicht allzu rosig auszusehen. So schreibt eine Lokalzeitung am 11. Februar: «Der Restaurationsbetrieb im lauschigen Bürgerwald ist schier hoffnungslos in den roten Zahlen; die Umsatzzahlen des Hotel- und Gastwirtschaftsbetriebs gehen zurück, das Personal wartet auf ausstehende Löhne.»
Ausgerechnet in diesem Jahr muss sich die Bürgergemeinde auch noch nach einem neuen Pächter umsehen. Für die nächsten drei Jahre findet sich dann auch eine Lösung.
Als 1979 Gilbert und Annelore Stähli-Berger das «Waldhaus» als Pächter übernehmen, befindet sich dieses in einem «maroden Zustand», wie Adrian Bechter von der Bürgergemeinde erzählt. Auch der Name und der Ruf des «Waldhaus» seien über die Zeit etwas verloren gegangen.
«Stähli hat wieder einen klingenden Namen daraus gemacht», sagt Adrian Bechter im Februar 2022. Und nicht nur das, Stähli verpasst dem «Waldhaus» auch einen beachtlichen Weinkeller, der in den besten Zeiten über 15 000 Flaschen beherbergt. Es ist anzunehmen, dass es sich dabei um Qualitätstropfen handelte.
2015 informiert Stähli die Bürgergemeinde, dass er sich pensionieren lassen will. Mit wem es weitergehen soll, ist zu diesem Zeitpunkt noch unklar, während die Planung der anstehenden Sanierung des Hauses bereits sehr weit fortgeschritten ist. So schliesst das «Waldhaus» per Dezember 2020 vorübergehend seine Tore. Der 75-jährige Stähli verlässt das «Waldhaus» und gibt den Schlüssel nach 41 Jahren ab.
Quelle: BZ Basel